Das Magazin „Revier Manager“ nimmt am 30. September Stellung zur Lage der Sicherheitswirtschaft, insbesondere in Nordrhein-Westfalen. Der Umsatz am Sicherheitsmarkt ist 2018 insgesamt auf 18 Milliarden Euro gestiegen. Davon sind 8,76 Milliarden Euro auf das Sicherheitsgewerbe entfallen. Von den 260.000 Beschäftigten im Sicherheitsgewerbe sind 52.000 in Nordrhein-Westfalen tätig. Die hier tätigen ca. 750 Unternehmen haben einen Umsatz von 2,54 Milliarden Euro erzielt.
Viele Kommunen lassen private Sicherheitsdienste auf Streife gehen. In den Nachtstunden sind in deutschen Städten mehr private Sicherheitsfahrzeuge unterwegs als Polizeifahrzeuge. Der Ruf der Branche in der Öffentlichkeit ist durchaus respektabel. Nach einer Umfrage von Insa Meinungstrends hätten 71 % der Befragten der Feststellung zugestimmt: „Private Sicherheitsdienstleister sind unverzichtbar für die Innere Sicherheit in Deutschland“.
Umsatz der Sicherheitswirtschaft im 1. Halbjahr 2019 gestiegen
Die private Sicherheitswirtschaft in Deutschland hat im 1. Halbjahr 2019 ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr nach der Konjunkturstatistik des Statistischen Bundesamtes um 4,4 % gesteigert, berichtet der BDSW am 17. September. Wachstumstreiber sind vor allem der Schutz von Veranstaltungen, des Einzelhandels und des ÖPV sowie die vielfältigen Sicherheitsaufgaben an den Flughäfen. Allein dort arbeiten über 25.000 private Sicherheitskräfte, Tendenz weiter steigend.
Die zunehmende Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft führt dazu, dass immer mehr Jobcenter, Krankenhäuser und öffentliche Gebäude privat geschützt werden. Die immer wichtiger und notwendiger werdende Eigenvorsorge der Wirtschaft und staatlicher Einrichtungen begünstigen die Branche. Der von der Politik verkündete Rückgang der Kriminalität hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass Wirtschaft und Staat immer mehr Sicherheitsdienste beauftragen. Die Steigerungen im technischen Bereich sind im Vergleich zur personellen Dienstleistung zwar deutlich geringer ausgefallen, steigen aber ebenfalls stetig. Die Zahl der Beschäftigten ist binnen Jahresfrist um 1,7 % gestiegen. Dies zeigt, dass es der Sicherheitswirtschaft offensichtlich gelungen ist, die 2018 vereinbarten Tariferhöhungen bei ihren Kunden umzusetzen.
Geht die Zuständigkeit für das Sicherheitsgewerbe auf das BMI über?
„Branche im rechtlichen Graubereich“ titelt die FAZ am 10. September. Dass ein Verband wie der BDSW auf mehr Regulierung besteht, kommt höchst selten vor. BMI und BMWi haben sich politisch geeinigt, dass die Zuständigkeit für das Sicherheitsgewerbe auf das BMI übergeht. Obwohl der Übergang noch nicht erfolgt ist, hat man sich im BMI schon Gedanken gemacht. Etwa dazu, die Zuverlässigkeit von Bewerbern zu prüfen, bevor sie eine Ausbildung anfangen. Aus Sicht des BMI soll die Zuständigkeit für das Bewacherregister beim Bafa verbleiben. Rechtlich ist es nicht ausgeschlossen, dass das Bewacherregister im Bafa bleibt und die Mitarbeiter der Dienstlaufsicht des BMWi unterstellt bleiben, auch wenn die Fachaufsicht auf das BMI wechselt.
Schwedische Auszeichnung für Securitas Deutschland
Der Schwedische Unternehmenspreis in Deutschland geht in der Kategorie „Großunternehmen“ 2019 an Securitas, teilt das Unternehmen am 11. September mit. Diese Anerkennung wird mit „besonders erfolgreichem Wirken in Deutschland“ begründet. Dieser Unternehmenspreis ist „auch Ansporn, noch besser zu werden und das Sicherheitsniveau unserer Kunden nachhaltig zu erhöhen“, so Herwarth Brune, CEO Securitas Deutschland.
Abbrecherquote bei Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit leicht gesunken
Der BDSW teilte am 13. September mit, dass die Auszubildenden zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit ihre Ausbildung deutlich seltener abbrechen als noch vor einem Jahr. Die Abbrecherquote lag 2016 bei 50,6 %, 2017 bei 46,9 %.
Natürlich ist auch diese Zahl noch zu hoch und keinesfalls zufriedenstellend. Weitere Anstrengungen sind nötig, um die Ausbildungssituation kontinuierlich zu verbessern. Dazu gehört z.B. eine bessere Aufklärung der angehenden Azubis, aber auch mehr Unterstützung während der Ausbildung.
Vergabeverfahren in der Kritik
Nirgendwo sei die Liste der Peinlichkeiten im Zusammenhang mit Security-Firmen so wie in Berlin, meint morgenpost.de am 16. September. Und das liegt am Geld. Beim BDSW ist man erstaunt über die Forderungen aus der Politik, die Ausbildung der Security-Mitarbeiter müsse verbessert werden. Qualifiziertes Personal ist bei den seriösen Firmen der Branche durchaus vorhanden, es müsse allerdings auch entsprechend bezahlt werden. Dazu ist aber eine Änderung des Vergabeverfahrens nötig. In der Tat erfolgt die Auftragsvergabe durch Berliner Behörden oder landeseigene Betriebe auf der Basis des günstigsten Angebotes. Es ist mithin der Preis, der über den Auftrag entscheidet. Für den SPD-Sicherheitsexperten Tom Schreiber gibt es eine einfache Lösung. Sensible Objekte müsste man wieder selbst sichern. Dazu brauche man mehr Personal und mehr Befugnisse für den Zentralen Objektschutz der Polizei.
Zahl der offenen Stellen in Sicherheitswirtschaft binnen eines Jahres um 7,6 % gestiegen
In einer Pressemitteilung am 30. September weist der BDSW darauf hin, dass die Zahl der offenen Stellen in der privaten Sicherheitsbranche binnen eines Jahres um 7,6 % gestiegen ist. Über 12.600 der Bundesagentur für Arbeit gemeldete offene Stellen könnten sofort besetzt werden. Die steigende Zahl der unbesetzten Arbeitsplätze und die Auftragslage der Sicherheitsunternehmen führen zu deutlich gestiegenen Löhnen. Der unterste Stundengrundlohn für einfache Sicherheitsaufgaben steige ab 2020 von derzeit 10 Euro auf mindestens 10,50 Euro. Das sei deutlich mehr als der gesetzliche Mindestlohn von 9,35 Euro.
Die Nachrichten aus der Sicherheitswirtschaft im Securitas-Blog zeigen, dass ungeachtet des Rückgangs im Auftragsvolumen für den Schutz von Flüchtlingsheimen der Bedarf an Sicherheitsdiensten weiterhin ansteigt. Dafür gibt es mehrere Gründe. Trotz rückläufiger Deliktszahlen in der PKS nimmt der Sicherheitsbedarf in der Wirtchaft aufgrund erhöhter normativer Anforderungen und der Bedeutung von Compliance in der Unternehmenskultur zu. Mehr Gewaltakzeptanz in Teilen der Gesellschaft und die mindestens latente Gefahr von terroristischen Anschlägen verstärkt das Schutzbedürfnis im öffentlichen Raum, insbesondere bei Großveranstaltungen. Jobcenter, Notfallambulanzen und öffentliche Einrichtungen fordern Sicherheitsdienste an. Und auch in den Fußballstadien führt die wachsende Zahl von Wutausbrüchen und Gewalt gegen Sachen und Personen zu höherem Bedarf an Sicherheitskräften. Die überlastete Polizei kann das nicht leisten. Kein Wunder also, dass 71 % befragter Bürger die Sicherheitsdienstleister für unverzichtbar für die Innere Sicherheit halten. Ob die Zustimmungsrate unter Politikern ebenso hoch wäre, muss angesichts der noch immer fehlenden Umsetzung der Koalitionsvereinbarung, ein eigenes Gesetz für Sicherheitsdienstleistungen zu erlassen, bezweifelt werden. Es kann nicht sein, dass die Verzögerung der Inbetriebnahme des für das Sicherheitsgewerbe wichtigen Bewacherregisters dieses unverzichtbare Gesetzesvorhaben scheitern lässt. Das Sicherheitsgewerbe braucht dringend eine Verbesserung der normativen Rahmenbedingungen. Und welche Herausforderungen hat die Sicherheitswirtschaft 2020 zu bewältigen?
> Um mehr geeignete Bewerber auf dem trotz zurückgehender Konjunktur leer gefegten Arbeitsmarkt zu gewinnen, muss die Branche ihre Attraktivität vor allem für junge Menschen weiter erhöhen, nicht zuletzt durch die Schaffung von Karrierechancen in Personalentwicklungs-Konzeptionen.
> Die Zahl der Ausbildungen zur Fachkraft und zur Servicekraft für Schutz und Sicherheit muss erhöht werden, weil mehr Funktionen im Sicherheitsgewerbe und der vermehrte Einsatz von digitaler Sicherheitstechnik höhere Qualifikationen erfordern. Die „Exellenzinitiative“ darf sich nicht auf Hamburg beschränken.
> Der Schutz von Einsatzkräften vor körperlichen Angriffen – fast jeder Dritte ist innerhalb eines Jahres davon betroffen gewesen – muss weiter erhöht werden, insbesondere durch Selbstverteidigungs- und Deeskalationstraining, aber auch durch die Ausstattung mit Bodycams, die potenzielle Angreifer abschrecken.
> Der Paradigmenwechsel vom „Mannstundenangebot“ zum Angebot ganzheitlicher Sicherheitslösungen mit integrierter Sicherheitstechnik muss verstärkt fortgesetzt werden. Die fachliche Weiterbildung der Mitarbeiter ist konsequent entsprechend zu erweitern.
> Digitalisierung, intelligente Software und „lernende Systeme“ können die Leistungsfähigkeit in vielen Bereichen steigern und die Rechtzeitigkeit von Interventionen wesentlich verbessern. 2020 wird in der entsprechenden Veränderung der Infrastruktur von Sicherheitsunternehmen und der Ausstattung von Einsatzkräften einen Schwerpunkt bilden.
> Das Qualitätsmanagement muss in jedem Unternehmen der Sicherheitswirtschaft organisatorisch und prozessual fest verankert sein. Dazu gehören auch Zertifizierungen durch Stellen, die von der DAkkS akkreditiert sind.