Langzeitstudie zu Brandschäden in Lebensmittelbranche
Das VdS-Magazin s+s report enthält in der aktuellen Ausgabe mehrere interessante Beiträge zu Brandschutzthemen. Leo Ronken befasst sich mit den Risiken in der Lebensmittelindustrie. Für den Zeitraum 2001 bis 2017 sind 479 Brandschäden mit einem Gesamtschaden von ca. 9,2 Milliarden Euro registriert worden. Bei 16 Schäden liegt die Schadensumme bei über 100 Millionen Euro, bei 34 Schäden zwischen 50 und 100 Millionen Euro. Der Durchschnittsschaden liegt bei ca. 20 Millionen Euro. Der Anteil des Betriebsunterbrechungsschadens im Verhältnis zum Gesamtschaden beläuft sich auf ca. 38 Prozent. Das Verhältnis des Betriebsunterbrechungsschadens zum Sachschaden liege durchschnittlich bei ca. 60 Prozent. Bei der Analyse der bekannten Brandschäden ergeben sich immer wieder ähnliche Konstellationen.
Nur zwei Prozent der Lebensmittelbetriebe haben Feuerlöschanlage
Bei der Untersuchung von ca. 17.000 Lebensmittelbetrieben wurde festgestellt, dass nur in zehn bis 30 Prozent aller Betriebe eine automatische Brandmeldeanlage installiert war. Nur zwei Prozent der Betriebe verfügen über Feuerlöschanlagen, von denen jedoch 79 Prozent als unwirksam oder nicht ausreichend eingestuft wurden. Der Autor gibt eine Reihe von Empfehlungen zur Verbesserung der bestehenden Risikolage. Da viele Brandschutzmaßnahmen in der Lebensmittelbranche nur bedingt umsetzbar sind, ist eine flächendeckende Feuerlöschanlage eine gute Alternative. Für bestimmte Anlagen, z.B. Thermoölanlagen oder Kühlbereiche sollten spezielle Feuerlöschanlagen vorgesehen werden.
Brandschutzlösungen für Chemieanlagen
Den Brandschutz in chemischen Anlagen thematisiert Dr. Günther Roßmann, GDV. Die neue, gemeinsam mit der Industrie erarbeitete GDV-Publikation „Brandschutz in chemischen Anlagen“ (VdS 3824) enthält Beispiele für brandschutztechnische Lösungsmöglichkeiten und findet sowohl Anwendung für Anlagen der chemischen Großindustrie als auch für Anlagen in kleineren und mittleren Unternehmen. In den Abschnitten 7 bis 9 werden für die Anlagentypen Produktionsgebäude, Freianlagen sowie Elektro-, MSR-Räume und Messwarten individuelle Schutzmaßnahmen in Form von Tool-Boxen beschrieben. Die drei angegebenen Schutzniveaus (Basis, erhöht und hoch), welche die Anforderungen an den Brandschutz klassifizieren, ergeben sich aus dem ermittelten Sach- sowie dem Betriebsunterbrechungsschadenpotenzial.
Neues ZVEI-Merkblatt für automatisierte Softwaretests für Brandmeldesysteme
Axel Kunze und Jorge Zingg, Siemens Building Technologies Division, befassen sich mit einem ZVEI-Merkblatt, das automatisierte Softwaretests für Brandmeldesysteme regelt. In Brandmeldesystemen steckt immer mehr Software, die zwingend regelmäßige Updates erfordert. Damit stehen die Hersteller ständig vor der Herausforderung, ihre Produkte CE-konform zu halten. Die Lösung dieser Herausforderung besteht in der Zusammenführung von Zulassungsprozess und agilen, automatisierten Testmethoden. Der ZVEI hat in dem Merkblatt „Leitfaden – Verfahrensweise zum Nachweis der fortbestehenden Konformität bei Änderungen von Software am Beispiel von Brandmelderzentralen – Anforderungen an die Industrie“ Lösungsvorschläge zusammengestellt.
Fortschritte bei Brandsimulationen
Claudia Book und Matthias Siemon, Gruner AG, befassen sich in der Zeitschrift Sicherheitsforum Juni 2018 mit dem Nachweis anspruchsvoller Entrauchungskonzepte. Mittels Brandsimulationen können verlässliche Aussagen über die Auswirkungen eines Brandes auf die Verrauchung und Temperaturverteilung im Brandraum getroffen werden. Mit dem Fortschreiten der Rechenleistung der Simulationsmodelle kann heute eine Vielzahl von Brandschutzaspekten hinreichend genau untersucht werden. Dabei muss man jedoch immer die Anwendungsgrenzen der Submodelle der Programme beachten. Auch die hochkomplexe Reaktionskinetik bei Bränden von festen Mischbrandlasten kann mit CFD-Simulationsmodelle nur stark vereinfacht abgebildet werden.